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Flexible Arbeit braucht eine stabile Basis

Diese von Workday-Autoren verfasste Workday Story wurde erstmals am 1. Juli 2019 veröffentlicht.

Zwischen Einhaltung komplexer Regularien und Vertrauenskultur, zwischen Machine Learning und Menschen im Mittelpunkt: Wie denken Unternehmen heute über Arbeit, welches Menschenbild liegt dahinter, wie wird die Arbeitswelt der Zukunft aussehen?
Und wie setzen Workday-Kunden wie Siemens Healthineers sie bereits um? Diesen Themen widmete sich die „Workday Elevate“ in Frankfurt am Main.

Die Technik wird dem Menschen Schritt für Schritt ähnlicher; gleichzeitig wird der Mensch immer technischer – dank intelligenter Brillen und Linsen, krypto-bionischer Chip-Implantate, virtueller und verbesserter Realität etc. Aufgaben, für die vor wenigen Jahren noch Menschen benötigt wurden, lassen sich heutzutage einfach und bequem über das Internet oder vor Ort von „smarten“ Maschinen erledigen. So begann Dr. Pero Micic, Management-Berater und Vorstand der FutureManagementGroup AG, seine Eröffnungsrede auf der diesjährigen „Workday Elevate“.

Allerdings wollte auch Micic nicht bestreiten: Es gibt genug Arbeitsbereiche, in denen der Mensch der Maschine nach wie vor überlegen ist, angefangen von sozialen Beziehungen über ganzheitliche Entscheidungen bis hin zu disruptiver Schaffenskraft. „Wir müssen über das Thema Arbeit noch einmal neu nachdenken“, sagte der Zukunftsforscher. Zum Beispiel darüber, inwieweit noch traditionelle Arbeitsplätze nötig sind, zu denen Menschen sich jeden Werktag bewegen müssen, um dort ihre Arbeit zu verrichten, die sie auch anderswo machen könnten. In Micics Worten: „Wir haben die Menschen über Jahrzehnte domestiziert, jetzt könnten wir sie wieder auswildern.“ Das sei jedoch ein sensibler Prozess, auf den sich Arbeitgeber wie auch Arbeitnehmer vorbereiten müssen.

Vertrauenskultur statt starrer Regeln

Wie eine moderne Arbeitsumgebung aussehen kann, erläuterte André Heinz, Leiter Global Human Resources bei Siemens Healthineers. Siemens hat die Medizintechnik-Sparte im Jahr 2018 erfolgreich an die Börse gebracht und damit die Flexibilität von Siemens Healthineers deutlich erhöht. Das Unternehmen ist nun noch besser als zuvor positioniert, die Zukunft des Gesundheitswesens aktiv mitzugestalten. Mit rund 50.000 Mitarbeitern in über 70 Ländern erzielte Siemens Healthineers im Geschäftsjahr 2018 (per Ende September)  einen Umsatz von 13,4 Milliarden Euro.

Wie Heinz ausführte, befindet sich der Gesundheitsmarkt derzeit in einer radikalen Umbruchphase: Die kleinen Krankenhäuser verschwinden nach und nach und werden durch quasi industriell geführte Klinik-Ketten ersetzt. Damit verändert sich auch das Geschäft der Medizintechnik-Anbieter wie Healthineers. „Unsere Kunden wollen zunehmend systemische Fragen mit uns diskutieren“, berichtete Heinz: „Es geht um klinische Workflows, qualitativ standardisierte Therapien bei gleichzeitiger Personalisierung der Medizin, aber auch Finanzierungsfragen.“

Auf dem Weg vom Produkt- zum Lösungsgeschäft rücken die Healthineers-Mitarbeiter immer näher an ihre Kunden heran. Die individuelle Lösungsentwicklung und -beratung in einem stets komplexer werdenden technologischen Umfeld stellt das Unternehmen und seine Mitarbeiter vor neuen Herausforderungen. Das bedeutet: mehr Komplexität in den Vorgängen, weniger starre Regeln, mehr Entscheidungsautonomie für den Einzelnen. Daniela Porr, Produktmarketing-Managerin EMEA bei Workday, ergänzte: „Dafür ist eine Vertrauenskultur notwendig.“

Siemens Healthineers zog daraus die Konsequenz: „Wir brauchen neue Arbeitsmodelle und einen kulturellen Shift.“ Wie Heinz erläuterte, passiert dies in drei Schritten:

  1. Die klassische Linienorganisation wird zunehmend ersetzt durch eine „amorphe“ Netzstruktur aus unterschiedlichen Projekten mit wechselnden Zugehörigkeiten der Mitarbeiter. In Heinz‘ Bereich, zu dem weltweit 460 Köpfe zählen, arbeiten Juristen neben Personalentwicklern und Kommunikationsexperten. Viele von ihnen sind nominell einer anderen Führungskraft zugeordnet. „In einem agilen Unternehmen müssen auch die Mitarbeiter flexibel werden“, so der weltweite HR-Verantwortliche. Dasselbe gelte für die Vorgesetzten: „Die Linien-Manager sind nicht mehr die Owner, also Manager oder Verwalter, sondern immer mehr die Hosts, also die Gastgeber der Talente.“
  2. In einer Studie mit 30.000 Mitarbeitern und 5.000 externen Talenten fand Siemens Healthineers heraus, wie Menschen arbeiten wollen und was sie von ihrem Arbeitgeber erwarten. Ganz oben auf der Prioritätenliste stehen über alle Länder und Altersgruppen hinweg diese drei Bedingungen: Talente und Mitarbeiter wollen einen Sinn in ihrer Arbeit sehen, sie wollen autonom entscheiden können, und sie wollen Möglichkeiten zu lebenslangem Lernen haben.
  3. Last, but not least hat Siemens Healthineers ein Menschenbild entwickelt, das der gesamten Firmenkultur zugrunde liegt und den Umgang mit den Mitarbeitern bestimmt: So sieht Siemens Healthineers seine Mitarbeiter als vertrauenswürdig an, sie sind bereit Verantwortung zu übernehmen, sie wünschen sich ein Arbeiten auf Augenhöhe mit Vorgesetzten, Kollegen, und Kunden und sie möchten positives bewirken. Nimm das Beste an, so lange dir nicht das Gegenteil bewiesen wird; das ist es, was eine Vertrauenskultur ausmacht.

Mit organisatorischen Änderungen einher ging ein Reset der Informationstechnik. So entschied Siemens Healthineers, statt Hunderter verschiedener HR-Werkzeuge lieber ein gemeinsames System mit einer verbindlichen Datenbasis und standardisierter Datenerfassung, mit einem einheitlichem Release-Stand, durchgehender Benutzeroberfläche und stringentem Sicherheitskonzept einzuführen. Zudem sollte es ein Cloud-basierendes System sein, das flexibles Arbeiten unterstützt. Wenig überraschend, fiel die Wahl auf Workday. „Das soll künftig unser Backbone für ein Ökosystem der Arbeit sein“, konstatierte Heinz.

Das Plazet der Unternehmensleitung hat das System offenbar bereits, wie Heinz verriet: „Unser CEO hat die Workday-App auf dem Smartphone, und er nutzt sie beispielsweise, indem er nach dem Meeting gern mal um Feedback der Mitarbeiter bittet.“

Digitalisierung ist kein technisches Phänomen

Aus der Sicht von Michael Korbacher, Regional Vice President DACH bei Workday, liefert Siemens Healthineers ein gutes Beispiel für gelungene Digitalisierung im Unternehmen. Leider noch eher ein Einzelfall als die Regel. Einer McKinsey-Studie zufolge, so Korbacher, beschäftigen sich vier von fünf Unternehmen derzeit mit dem Thema Digitalisierung; aber nur in 16 Prozent der Organisationen ist dieses Bemühen von Erfolg gekrönt.

Das liege teilweise daran, dass die Digitalisierung als technisches Phänomen betrachtet werde, ließ Korbacher durchblicken: „Der notwendige Erfolgsfaktor ist aber die unternehmensweite Agilität, und dazu gehören unbedingt flexible Prozesse und Strukturen.“

Ein paar Beispiele:

  • Unternehmensstrukturen ändern sich heute oft schneller als man die Worte „Mergers and Acquisitions“ aussprechen kann. Auch das Marktumfeld wird immer instabiler. Diese Faktoren lassen sich nur mit einer kontinuierlichen Planung, mit ständigem Gedankenaustausch und dem Willen zur raschen Umsetzung der Beschlüsse konterkarieren. Wie Korbacher nicht vergaß zu erwähnen, kann das neue Workday-Tool „Adaptive Insights“ hierbei durchaus hilfreich sein.
  • Auch die Zuordnung der Mitarbeiter sollte nicht mehr statisch sein. Im Interesse des Unternehmens ist es vielmehr, wenn Talente jeweils dem Bereich zugeordnet werden, der sie am dringendsten benötigt; Besitzansprüche des Linien-Managements gehören– wie schon Healthineers-Manager Heinz betonte, der Vergangenheit an.
  • Neben anderen Faktoren verändert sich auch das traditionelle Risiko-Management. Es gibt in diesem Bereich neue Kennzahlen und Kontrollwerkzeuge, beispielsweise Distributed Ledgers und Blockchains. Wer Digitalisierung ernst nimmt, muss auch hierüber nachdenken.

Bei all dieser Flexibilität ist eine konstante und verlässliche Basis umso wichtiger. Auf der IT-Seite bedarf es einer einheitlichen Architektur, die keine Silos zulässt. Wichtig sei darüber hinaus die Datenhygiene, stellte Korbacher klar: „Auch in einem guten Modell führen schlechte Daten zu schlechten Antworten. Und um neue Technologien wie Machine Learning sinnvoll nutzen zu lernen, muss zunächst einmal die Basis stimmen – die Datenbasis genauso wie die kulturelle Basis.“