Hero Background Image

Perspektiven für den Mittelstand 2019: Technologie, Talente und Transformation

 

Diese von Workday-Autoren verfasste Fallstudie wurde erstmals auf Englisch im Workday-Blog veröffentlicht. Unsere lokalen Leser finden im Folgenden eine deutsche Version des Beitrags.

Zu Beginn des Jahres 2019 sehen sich mittelständische Unternehmen mit einer unsicheren und unvorhersehbaren Wirtschaftslage konfrontiert. Die globalen Konjunkturaussichten bleiben wechselhaft, wobei einige Forschungsexperten für 2019 eine Abschwächung prognostizieren. Das aktuelle Geschäftsumfeld steht unter dem Einfluss verschiedener Kräfte – von der Volatilität der Aktienmärkte über die wachsenden geopolitischen und regulatorischen Unsicherheiten bis hin zur Zunahme von Naturkatastrophen.

Welche Themen haben für Führungskräfte mittelständischer Unternehmen angesichts dieser zahlreichen Veränderungen Priorität?

Wir haben Branchenexperten befragt, wo sie 2019 die größten Trends und Problembereiche für den Mittelstand sehen und wie sich Unternehmen dieser Kategorie in unsicheren Zeiten besser anpassen und ihr Wachstum vorantreiben können.

Obwohl Mittelständler derzeit mehrere Prioritäten setzen, zeichnen sich zwei Schwerpunktbereiche ab: Technologie und Talentmanagement. Experten sind zu folgender Einschätzung gekommen:

Verstärkte Nutzung digitaler Technologien, insbesondere der Cloud

Die Technologieausgaben im mittleren Marktsegment steigen. Laut der Studie „Technology in the Mid-Market: Embracing Disruption“ von Deloitte Consulting LLP aus dem Jahr 2018 verzeichnen 57 Prozent der Befragten aus mittelständischen Unternehmen höhere Technologieausgaben als im Vorjahr. 33 Prozent geben an, mindestens fünf Prozent ihres Umsatzes in Technologie zu investieren.

Chris Jackson, Private Technology Leader bei Deloitte Consulting LLP, geht davon aus, dass diese Zahl weiter steigen wird. Ihm zufolge investieren viele Mittelständler verstärkt in neue Technologien, nachdem sie mit bereits getätigten Investitionen beträchtliche Renditen erzielen konnten. „Auch wenn reine Kostenüberlegungen häufig den Ausschlag für die Entscheidung zugunsten digitaler Technologien geben, werden die transformativen Auswirkungen dieser Investitionen auf das Geschäft inzwischen immer offenkundiger – von einer deutlichen Steigerung der operativen Effizienz bis hin zu Erkenntnissen, mit denen Innovationen und Marktchancen schneller realisiert werden können“, erklärt er.

Laut der IDC-Studie „FutureScape: Worldwide SMB 2019 Predictions“1 wird die digitale Transformation in den kommenden fünf Jahren eine immer wichtigere Rolle für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) spielen: „Bei zwei Drittel der Firmen im KMU-Sektor wird die digitale Transformation bis Ende 2023 ein wesentlicher Bestandteil der IT-Strategie sein.“

Der Trend zur Einführung cloudbasierter Technologien wird anhalten – insbesondere in mittelständischen Unternehmen, die wachsen und global expandieren möchten.

Laut IDC-Studie geht mit der digitalen Transformation das Ziel einher, „neue Geschäftsmodelle, Produkte und Services zu entwickeln, die die Grenze zwischen digitalem und physischem Erlebnis, zwischen Geschäfts- und Kundenerfahrung verwischen, und gleichzeitig die geschäftliche Performance zu verbessern.“ Digitale Technologien bieten mittelständischen Unternehmen leistungsstarke Prognosefunktionen und damit die Möglichkeit, Veränderungen umfassend zu meistern. Dazu heißt es in der Studie: „Aufgrund des Innovationsdrucks durch Start-ups und wachstumsstarke Konkurrenten wird die digitale Transformation überlebenswichtig.“

Optimale Wachstumsbedingungen durch die Cloud

Der Trend zur Einführung cloudbasierter Technologien wird anhalten – insbesondere in mittelständischen Unternehmen, die wachsen und global expandieren möchten. „Aufgrund des technologischen Fortschritts bauen immer mehr kleine und mittelständische Unternehmen ihr Geschäft global aus“, so Colin Brennan, Executive Vice President of Cloud HCM and Financial Solutions bei Alight Solutions. „Diese Unternehmen setzen bei ihrer Wachstumsstrategie auf Cloud-Lösungen und ähnliche Technologien, um die erforderliche Infrastruktur für eine Tätigkeit in weltweiten Märkten zu schaffen. In den verschiedenen Ländern gelten unterschiedliche gesetzliche, steuerliche, personalrechtliche und vergütungstechnische Vorschriften. Mit Cloud-Lösungen sind Mittelständler in der Lage, diese Komplexität zu bewältigen, ohne massiv in die Personalausstattung der einzelnen Standorte investieren zu müssen.“

Die Autoren der IDC-Studie2 prognostizieren, dass cloudbasierte Funktionen transformative Auswirkungen auf den Technologieeinsatz im unteren und mittleren Marktsegment haben werden. Dabei betonen sie, dass Unternehmen die Cloud-Anwendungsumgebung trotz der laufenden Aktualisierung ihrer internen On-Premise-Infrastruktur weiter ausbauen werden.

Jackson hält es für wichtig, dass Unternehmen sich darüber klar werden, welche ihrer Bereiche am stärksten von der Cloud profitieren können. Der Deloitte-Studie zufolge werden die drei Unternehmensbereiche Operations (54 Prozent), Kundenservice (46 Prozent) und Marketing (41 Prozent) im Zuge der digitalen Transformation voraussichtlich die meisten personellen Änderungen verzeichnen.

Chris Michalak, CEO von Alight Solutions, verweist auf den Trend zur Cloud im Personal- und Finanzmanagement: So werden bis 2020 laut Information Services Group über 50 Prozent der Unternehmen cloudbasierte Lösungen im HR-Bereich einsetzen. „Was unser eigenes Geschäft angeht, werden 75 Prozent unserer Kunden bis Ende 2019 von gehosteten Standardplattformen auf cloudbasierte HCM-Lösungen umsteigen“, so seine Einschätzung. „Wir rechnen damit, dass immer mehr mittelständische Unternehmen in die Cloud wechseln, sobald sie erkennen, in welcher Weise diese Lösungen ihre HR- und Finanzinfrastrukturen unterstützen und wie sie mit der außergewöhnlichen Fülle an Daten und Erkenntnissen fundiertere geschäftliche Entscheidungen treffen können.“

Trend zu KI und Automatisierung

Im kommenden Jahr wird der Mittelstand verstärkt auf kognitive Technologien und künstliche Intelligenz (KI) setzen. Die IDC-Studie bestätigt diesen Trend: „Bis Ende 2019 wird die Mehrzahl der mittelständischen Unternehmen in Industrienationen kognitive/KI-gestützte Software nutzen.“3

Das liegt zum Teil daran, dass diese Technologien immer breiter und kostengünstiger verfügbar sind. „Lange Zeit waren Großkonzerne bei der Entwicklung und Implementierung von KI federführend“, so Brennan. „Da die Technologie in Bezug auf Kosten und Kapazität zunehmend effizienter wird, profitieren inzwischen auch kleinere Firmen davon. Mittelständische Unternehmen können Entwicklungs- und Wachstumsziele heute viel schneller realisieren als noch vor zehn Jahren.“

Brennan beschreibt, wie diese Unternehmen ihre von Finanz- und HR-Abteilung gemeinsam genutzten Services durch Automatisierung zusammenführen, um Kosten zu senken und die Effizienz zu steigern. „Auf diese Weise können wir spezifische Services wie Off-Cycle-Scheckzahlungen und Sofortzugriff auf Daten und Analysen anbieten“, erklärt Brennan.

Laut der Deloitte-Studie gab mehr als die Hälfte der Befragten (57 Prozent) an, Machine Learning zur prädiktiven Analyse von Unternehmensergebnissen zu verwenden. 41 Prozent nutzen diese Technologie zum Lesen und Kodieren menschlicher Kommunikation zu Datenverarbeitungszwecken. Zwei Drittel der Befragten gaben zu Protokoll, robotergesteuerte Prozessautomatisierung für häufig anfallende, arbeitsintensive Aufgaben einzusetzen.

Angesichts der zunehmenden Akzeptanz digitaler Technologien im mittleren Marktsegment regt Jackson Führungskräfte dazu an, die Chance zu nutzen, um Prozesse neu zu bewerten und Arbeitsweisen zum Vorteil des Unternehmens zu ändern. „Unternehmen, die eine neue Software einführen, raten wir, diese nicht an die gewohnten Arbeitsweisen anzupassen, sondern die Arbeitsweisen vielmehr auf die Funktionsweise der Technologie abzustimmen.“ „Die meisten Softwareanbieter integrieren Best Practices in ihre Lösungen, wodurch den Kunden eine wesentlich zielführendere Arbeitsweise ermöglicht wird. Das kann ein Unternehmen entscheidend voranbringen.“

Anpassung an eine sich wandelnde Arbeitswelt

Der zweite Schwerpunktbereich, der sich in diesem Jahr für mittelständische Unternehmen abzeichnet, ist die sich ständig verändernde Arbeitswelt. Damit verbunden ist die Frage, wie es Unternehmen gelingen kann, auf einem hart umkämpften Arbeitsmarkt hochqualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen und zu binden. „Mittelständler müssen erkennen, dass die Arbeitsformen und auch die Arbeitskräfte dabei sind, sich grundlegend zu verändern“, so Jackson.

Der technologische Fortschritt wird das Arbeitsleben weiter massiv beeinflussen und führt zu neuen Kompetenzanforderungen im Unternehmen. Stellenprofile werden überarbeitet und Arbeitgeber müssen sich die Frage stellen, welche Kompetenzen sie aktuell und in Zukunft benötigen.

Im Zuge des Wandels der gewohnten Arbeitsweisen werden die Unternehmen auch ihre Talentbeschaffungs- und -entwicklungsstrategien ändern.

Die allgemeine Angst vor Stellenabbau und Entlassungswellen durch den Vormarsch von Technologie hält Jackson für unbegründet. Im Gegenteil: Laut der Deloitte-Studie planen 46 Prozent der Führungskräfte in mittelständischen Unternehmen, mehr Mitarbeiter einzustellen als vor der Implementierung neuer Technologien. „Die Ergebnisse unserer Studie deuten darauf hin, dass Technologie keineswegs zum Abbau von Stellen führt“, erklärt er. „In der Geschäftswelt setzt sich allmählich die Erkenntnis durch, dass die Übernahme administrativer und routinemäßiger Aufgaben durch Technologie die Mitarbeiter entlastet, sodass sie sich kreativeren und strategischeren Tätigkeiten zuwenden können.“ Der Return on Investment führt dazu, dass Arbeitgeber mehr Personal einstellen.“

Im Zuge des Wandels der gewohnten Arbeitsweisen werden die Unternehmen auch ihre Talentbeschaffungs- und -entwicklungsstrategien ändern. „Bis 2023 wird die Hälfte der kleinen und mittelständischen Unternehmen mit neuen Talentmanagement- und -beschaffungsmodellen auf dynamische Arbeitsbedingungen reagieren“, heißt es in der IDC-Studie.

Mit Vorteilen wie größerer Flexibilität und attraktiveren Entwicklungsmöglichkeiten können sich Unternehmen auf dem Talentmarkt durchsetzen. „Angesichts des aktuellen Rekordtiefs der Arbeitslosenzahlen konkurrieren Unternehmen aller Größenordnungen darum, die besten Talente zu gewinnen und dauerhaft zu halten“, betont Michalak. „Alle Unternehmen müssen sich durch klare Alleinstellungsmerkmale von der Konkurrenz abheben. Das gilt umso mehr für Mittelständler, die in der Regel nicht über die finanziellen Mittel verfügen, um höhere Gehälter zu zahlen. Unsere eigenen Daten zeigen, dass Mitarbeiter einer positiven Erfahrung am Arbeitsplatz einen sehr hohen Stellenwert beimessen. Dazu gehören durchaus auch kostengünstig realisierbare Leistungen wie größere Flexibilität.“

Die Möglichkeit, Mitarbeitern Umschulungs- und Weiterbildungsprogramme anzubieten, ist ebenfalls sehr wichtig für Unternehmen, vor allem, wenn es darum geht, mit organisatorischen und technologischen Änderungen Schritt zu halten. Der Deloitte-Studie zufolge bieten 61 Prozent der mittelständischen Unternehmen Umschulungen für Mitarbeiter an. 57 Prozent der befragten Unternehmen überarbeiten Stellenprofile, um eine nahtlose Zusammenarbeit von Mensch und Maschine zu gewährleisten.

Außerdem setzen Mittelständler verstärkt auf sogenannte Gig Worker, um ihre Kompetenzanforderungen zu decken. Im Rahmen der Deloitte-Studie gaben 62 Prozent der Teilnehmer zu Protokoll, dass die Gig Economy ihnen eine noch agilere Produkt- und Serviceentwicklung ermöglicht hat. Die Hälfte der Befragten setzt Gig Worker zum Aufbau neuer Geschäftsbereiche ein.

Ausblick

Unternehmen jeder Größenordnung werden 2019 mit einer Vielzahl von Unsicherheitsfaktoren konfrontiert. Für mittelständische Firmen sind Technologie und Talentmanagement entscheidend, um sich auf diese einschneidenden Änderungen vorbereiten und die damit verbundenen Herausforderungen bewältigen zu können. Zugleich bieten sich ihnen damit Chancen, die Geschäftsergebnisse zu verbessern und das Unternehmenswachstum zu fördern.

1„IDC FutureScape: Worldwide SMB 2019 Predictions“, Dokument US43439619, Oktober 2018.

2Ebd.

3Ebd.

4Ebd.